Gedichte, Teil vier
Ausgewählte Gedichte, 1991-1997
Das Tischtennis
In der Jugend
wünschte er sich
ein Haus
mit einem Zimmer
um darin Tischtennis zu spielen
später wünschte er sich eine Welt,
die ein Zuhause für alle wäre
nun wünscht er sich ein Haus
aber ohne ein Zimmer
für Tischtennis.
Meine Reise
Meine Reise begann ich mit
einem Traum
er zeigte mir einen Stern
ich verfolgte den Stern
er zeigte mir eine Frau
ich verfolgte die Frau
sie zeigte mir eine Taube
ich verfolgte die Taube
sie zeigte mir einen Baum
ich verfolgte den Baum
er zeigte mir einen Stern
ich verfolgte den Stern
er zeigte mir einen Traum
ich verfolgte den Traum
er zeigte mir eine Reise.
Ein Haus
Ich baute ein Haus
aus Stein
der wind hat es zerstört
ich baute ein Haus
aus Stahl
der Wind hat es wieder zerstört
ich baue ein Haus
aus Träumen
es soll dem Sturm standhalten.
In der Morgendämmerung
In der Morgendämmerung ging die Liebe
in meinem Herzen auf
ich sagte zu ihr
ich liebe dich
sie sagte zärtlich
nein
als die Sonne am höchsten Stand,
sagte ich wieder zu ihr
ich liebe dich
sie sagte zurückhaltend
nein
in der Abenddämmerung
sagte ich nochmals zu ihr
ich liebe dich
sie sagte zornig
nein
in der Nacht verliebte ich mich in den Mond
er begleitete mich
bis zur nächsten Morgendämmerung.
Trümmer
Ich dachte meine Trümmer
sind nicht so beachtenswert
ich baute aus ihnen eine Gestalt
ich merkte,
ich sei schöner
als ich dachte.
Dunkle Wolken
In meinem Haus wohnt
ein Fremder
denke ich an eine schöne Erinnerung,
lenkt er mich ab
richte ich den Blick
aus dem Fenster
auf Passanten,
lenkt er mich ab
ich verlasse das Haus,
um mich in die Sonne zu legen,
er verwandelt sich
in dunkle Wolken am Himmel.
Hoffnung
Sie sitzt auf dem Zweig
eines Baumes
ich gehe zu ihr
sie setzt sich auf einen anderen Zweig
ich gehe zu dem anderen Zweig
sie setzt sich auf einen anderen Baum
ich gehe zu dem anderen Baum
sie flieht in weite Ferne
ich verzichte auf sie
aus der Ferne
ruft sie mich zu sich.
Der Wasserfall
Dem Fluss bricht
der Rücken
wir bewundern
den Wasserfall.
Der Irrweg
Es lag ein Irrweg vor mir
und ich hatte keine andere Wahl,
außer ihn zu betreten
in der tat wählte ich ihn
im Traum
ging ich einen anderen Weg
die Wege kreuzten sich
später.
Leichter
Leicht erobert
meinen Traum
schwer verlässt
meine Seele
und ich nenne sie
Liebe
So ist es
leichter.
In der Fremde
Wir saßen in der bahn uns gegenüber
ich freute mich,
dass sie eine Iranerin war
sie freute sich,
dass ich ein Iraner war
und wir sprachen uns nicht an.
Meine Vergangenheit
Meine Vergangenheit war mir
unerträglich
ich nahm mir vor,
sie allmählich zu verändern,
damit sie erträglicher werde
ich stellte fest,
dass auch sie mich allmählich verändert
auch ich war ihr unerträglich.
Liebesgedicht
Ich mag dich und Nudeln und die Sonne
dich, weil ich gerne mit dir Nudeln esse
Nudeln, weil ich ohne dich gerne Nudeln esse
die Sonne, weil ich in die Sonne
an dich und Nudeln nicht denke.
Der Zug
Den ersten Zug habe ich verpasst
den zweiten Zug habe ich verpasst
den dritten Zug habe ich verpasst
den vierten Zug habe ich verpasst
den fünften Zug habe ich verpasst
den sechsten Zug habe ich verpasst
ich hatte es satt
ich nahm einen Zug in die andere Richtung
und kam zum Ziel.
Flaum
Der Schwan schlug mit Flügeln
ein Flaum fiel herunter
der Wind nahm ihn mit sich.
Danach
Er setzte sich an die Wand
und streckte seine Beine aus
so spürte er weniger die Schmerzen
die Tür schloss sich hinter ihm
vor vierundzwanzig Stunden war er noch Frei
sein Mund und die Lippen waren ausgetrocknet
er wünschte sich eine kalte Cola.
Das Spiegelbild
Ich malte ein Zimmer
auf die Leinwand
dazu malte ich einen Stuhl
und eine Frau, die auf dem Stuhl saß
und sich in einem Spiegel betrachtete
sie stand auf und ging weg
ich schminkte ihr Spiegelbild.
Samstag, 1. Januar 2011
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