Kritik, Teil zwei
Nächste Aktualisierung Anfang Juli 2012
Seit Jahren sind mir die Gedichte von Mohammad Ahmadijan bekannt. Es sind einfache Gedichte, doch vielsagend und bedeutsam.
Es gibt viele Szenen des alltäglichen Lebens, die wir entweder nicht sehen oder wir sehen sie, ohne dass irgendein Gefühl in uns erwecken. Mit Straßenbahn fahren, Kaffeetrinken, Rauchen, ein Spaziergang im Park oder durch die Fußgängerzone, Einkaufen gehen und ... gehören zum Ritual und sie haben keinen Sinn mehr für uns. Der Dichter, Ahmadijan, hat die Fähigkeit diese Rituale anders zu beobachten und zu spüren. Er zieht ihre verborgenen Sinne heraus und macht aus ihnen eine feine Lyrik. Die Gedichte liegen uns so nah, dass man sich beim lesen fragt: Die Themen und Objekte sind mir doch bekannt und warum kann ich trotzdem nicht wie er dichten?
Die Wörter, die er für Darstellungen seines Empfindens benutzt sind alle einfach, vertraut und nett. Die Leser täuschen sich deshalb, dass jeder dichten könne oder das Dichten gar nicht schwierig sei.
Ich sehe nach dem Lesen seiner Gedichte meine Umgebung anders als bisher. Alles ist ein Sujet oder ein Thema zum Dichten. Ich versuche dann die einfachen täglichen Gebräuche aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Das alles aber als Lyrik zu äußern fordert eine aussagekräftige Form, die der Lyriker im Laufe der Jahre als einen Stil für seine Arbeit gefunden hat. Man sieht zwar viele sich wiederholende Strophen, die erst langweilig scheinen, aber er überrascht uns auf einmal mit einer schönen Strophe, die uns revitalisiert. Obwohl er in seinen Gedichten viele Bitternisse veranschaulicht, sind die Wörter nicht bitter, noch quellend, noch stechend. Ich spüre in einigen seiner Gedichte eine tiefe beruhigende Stille und vor allem eine Philosophie des Lebens in leichten einfachen Wörtern.
Zohreh Rahmanian
Mittwoch, 4. April 2012
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