Teil eins
Das Fahrrad
Anfang Dezember, als Schnee und Kälte begannen, putzte ich mein Fahrrad, und parkte es an einem geschützten Platz.
Nun sind mehr als drei Monate seit jenem Tag vergangen. In der Nacht, vor dem Einschlafen erinnere ich mich, dass ich in dieser Zeit mehr als hundert Mal an meinem Fahrrad vorbeigegangen bin, ohne es anzublicken. Ich verspreche mir, es morgen anzusehen und beruhigt schlafe ich ein.
Wassermelone
Ich habe ein gestörtes Verhältnis zur Wassermelone. Das war nicht immer so. In meiner Heimat Iran genoss ich den Geschmack von Wassermelonen in den warmen Jahreszeiten. In den kalten Jahreszeiten genoss ich die Sehnsucht danach.
In der Nacht des Winteranfangs, der längsten Nacht des Jahres, bei und Jaldanacht genannt, genossen wir die letzte sorgfältig aufbewahrte Wassermelone. Das war gleichzeitig der Abschied von ihr.
Hier in Deutschland war das anderes. Hier gibt es in allen Jahreszeiten Wassermelone. Anfangs freute ich mich und kaufte mir auch mal im Winter eine Wassermelone. Da geschah etwas, was ich nicht vermutete. Ich verlor allmählich die Sehnsucht nach ihr. Für einige Jahre boykottierte ich den Einkauf von Wassermelonen. Das half nicht. Ich hatte das Gefühl, ich mache mich damit nur lächerlich.
Der Verlust meiner Sehnsucht nach Wassermelonen ist eine Folge der Globalisierung. Sie hat es ermöglicht, dass es auch im Winter Sommerfrüchte auf dem markt gibt. Wahrscheinlich gibt es auch im Iran nun in allen Jahreszeiten Wassermelonen. Ich habe nicht vor, mich damit abzufinden. Ich kaufe mir Wassermelone nur einmal im Winter und wahre meine Sehnsucht nach ihr.
Ein Haus
Ich hatte kein Zuhause. Und ich hatte einige Wörter, mit denen ich nichts anfangen konnte. Hin und her, hin und her, hin und her. Es fiel mir ein, ich baue mit ihnen ein Haus.
Ich habe eine gründliche Einstellung zu dem Wort Lust. Ich baute den Grund mit dem Wort Lust. Die Wände müssen stabil sein. Ich baute sie mit dem Wort Eigensinn. Fenster müssen mich mit der Welt verbinden. Ich baute sie mit dem Wort Traum. Das Dach gibt dem Haus erst einen Sinn. Ich baute es mit dem Wort Sinn. Die Haustür muss in mir Freude wecken, wenn ich weggehe oder zurückkehre. Ich baute sie mit dem Wort Freude.
Das Haus ist fertig. Und mir ist das Wort Glück übriggeblieben. Ich schenke es euch.
In der Fußgängerzone
In der Fußgängerzone unserer Stadt kreuzen sich vier Straßen und ein Gasse in Mitten der Stadt. Auf der Straßen laufen die Leute Parallel in einer Richtung oder in den entgegen gesetzten Richtungen. In der Mitte unserer Stadt kreuzen sich die Wege der Passanten mit allen möglichen Winkeln. Sie kommen aus verschiedenen Richtungen oder gehen in die verschiedenen Richtungen. Und da befindet sich ein Mahnmahl mit einer großen Uhr. Hier verabreden sich die Leute. Wenn du vorbeigehst, siehst du immer ein paar Leute da stehen.
Hier kreuzen sich meistens die Lebenswege.
Dienstag, 8. September 2009
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